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ABDECKER

(auch Freiknecht, Fall-,Wasen- oder Feldmeister,Kafiller,Schinder,Abstreifer)
nannte man jene Personen, die mit der Beseitigung und Verwertung von Tierkadavern befaßt waren. Produkte aus dieser Verwertung waren Fette, Leim, Knochenmehl, Seife, Salmiak, Bleichmittel und Viehfutter.
Im allgemeinen waren--->Scharfrichter die Besitzer oder Pächter von Abdeckereien, die meist ihre Knechte die ekelhafte Arbeit verrichten ließen.
Dieses Gewerbe galt lange zeit als abrüchig und unehrlich.
Für unehrlich wurde auch derjenige erachtet, der mit einem Abdecker - übrigens auch mit dem Scharfrichter - ohne es zu wissen, getrunken oder gegessen hatte, gegangen oder gefahren war.
Gleichfalls als unwürdig galt, wenn jemand Aas anrührte oder ein totes Vieh oder Haustier selbst vergrub.
Erfuhr der Schinder davon, durfte dieser ein Messer in dessen Haustür stecken, um ihn zu zwingen sich mit Geld wieder loszukaufen.
Handwerkszeug des Abdeckers war der "bloße Meichel" oder Schindermesser, mit dem er beim "Fetzen" (Abdecken) dem "Kuffert" (Tier) den "Sturz" (Fell) ablöste und den "Schmuck" (Fett) "abfäberte".
Die für gewöhnlich "befoschte Plautze" (blutige Haut) kam in den "Fetzsack" und wurde in der "Schinderschupfe" gesäubert. Das "Bossert" (AasFleisch) wurde vergraben. Das Vokabular der Abdeckersprache entsammte vielfach der Gaunersprache, dem Rotwelsch.
Abdecker mußten ausserhalb der Stadt wohnen. Um ihre Behausung lag oft abgehäutetes, verwesendes Vieh, das scheußlich stank und Fliegen und Raben und anderes Geviehch anzog. Der Weg zu einem solchen Quartier wurde oft Rabengasse genannt.

 

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